Nachdem die zweite Lektion des Schulbuchs mit Ldl eingeführt und die Schulaufgabe geschrieben worden war, ist es an der Zeit für eine neue Runde. Doch vorher noch ein kurzes Fazit zur Zeiteinteilung.
Zeit
Entgegen meiner Erwartungen hat die Vermittlung der neuen Inhalte insgesamt nicht länger gedauert, als ich es ursprünglich für mich selbst eingeplant hatte. Meiner Meinung nach hat dies einen einfachen Grund: Das neue Wissen wird durch Ldl besser verinnerlicht, die Schüler fühlen sich sicherer und stellen wichtige Fragen gleich. Mir ist aufgefallen, dass ich, wenn ich einen neuen Inhalt selbst einführe, aufgrund von Zeitdruck Schülerfragen oftmals nach hinten verschiebe („Hört erst mal zu“; „Wartet mal, vielleicht klärt sich das gleich“; „Frag später nochmal“…). Als Lehrer ist man es gewohnt, ständig auf die Uhr zu schauen, die verbleibenden Minuten zu zählen und das, was man sich für die Stunde vorgenommen hat, bestenfalls auch abzuleisten. Für scheinbar unnötige Fragen bleibt dabei keine Zeit.
In den Ldl-Stunden hingegen habe ich als Beobachter die Möglichkeit, die Schüler an der Tafel auf die Meldungen ihrer Mitschüler hinzuweisen. Keine Frage, keine Bemerkung bleibt unbeachtet! Auch die Schüler an der Tafel neigen wie ich und andere Lehrer dazu, erst ihren „Vortrag“ zu Ende führen zu wollen und die Fragen zunächst zu übergehen. Ein ganz natürliches Verhalten, dem ich in meiner neuen Rolle gezielt entgegensteuere, indem ich die Kinder immer wieder auf ihre Mitschüler aufmerksam mache. Der Lehrer als Beobachter muss also immer sehr aufmerksam sein, auch beobachten strengt an! 😉
Zweite Runde
Nach der Schulaufgabe letzte Woche wurde Anfang der Woche der Stoff der 3. Lektion an die Schüler verteilt. Dieses mal beschränkte ich mich dabei auf 2er-Gruppen, was mir sinnvoller erscheint und sich aufgrund der Fülle der Inhalte auch anbietet. Die Klasse stürzte sich regelrecht auf die neuen Einheiten. Als Zusatzaufgabe erhielten sie von mir den Hinweis, sich dieses Mal auch Gedanken über Methodenwechsel (Partnerarbeit, Einzelarbeit), auf das Einhalten ihrer Zeitangaben (etwas, das man als Lehrer auch gerne mal „vergisst“) und auf mehr Kreativität bei der Einführung des neuen Wortschatzes zu achten.
Wieder schaffte es die gesamte Gruppe, innerhalb von 25-30 Minuten fertig zu werden, so dass wir in der anschließenden Stunde beginnen konnten. Hier bekamen wir sogar Besuch von zwei interessierten Referendarinnen, welche von der so auf sich selbst konzentrierten Klasse teilweise nicht einmal bemerkt worden waren. („Wann kommt der Besuch?“- „Ist schon seit 20 Minuten da“.)
Struktur
Das erste Schülerpaar legte einen tollen Auftritt hin! Beide Schülerinnen wechselten sich in ihren Aufgaben ab, sprachen nur Französisch, ermahnten die Mitschüler zur Ruhe, lobten (!), kontrollierten die Mitarbeit, ließen ihre Mitschüler an die Tafel kommen, achteten darauf, dass sich nicht immer die gleichen Schüler meldeten…. Wahnsinn!
Das zweite Paar hatte sich ebenso gut vorbereitet und versuchte, auf Ruhe in der Klasse zu achten, was jedoch nicht so gut gelang. Dies hatte einen einfachen Grund: die beiden Schülerinnen waren selbst unruhig und kicherten, was sich natürlich auf die Klasse übertrug, die zuvor noch mucksmäuschenstill war. Morgen werden die beiden ihre Einführung beenden, so kann ich zuvor noch darauf hinweisen, wie wichtig eine klare Struktur für ein funktionierendes Unterrichtsgeschehen ist. Eine Klasse passt sich dem Verhalten ihrer Lehrkraft an, meiner Meinung nach gibt es keine rein „böse“ Klasse. Sicherlich gibt es viele andere Faktoren, die das Verhalten einer Lerngruppe beeinflussen, es steht aber außer Zweifel, dass ein und dieselbe Klasse in einem Fach sehr aufmerksam und im nächsten Fach äußerst unruhig sein kann. Zeigt ein Lehrer seine Unsicherheit, spürt dies eine Klasse sofort. Das gilt auch für Ldl!
Danke fuer die praezise beobachtung und selbstreflexion. Hoffentlich lesen viele diesen blog!